Leistungsspektrum der Kniechirurgie
Kniearthrose
Dem komplexen Aufbau des Kniegelenks haben wir unsere hohe Bewegungsfähigkeit zu verdanken. Sein außergewöhnlicher Bauplan macht dieses Gelenk jedoch leider auch enorm anfällig. So gehört die Arthrose des Kniegelenks, medizinisch Gonarthrose genannt, zu den häufigsten Verschleißerscheinungen der Gelenke. Sie bewirkt eine fortschreitende Zerstörung des Kniegelenkknorpels: Sein Gewebe verkümmert nach und nach, wodurch das Gelenk immer schlechter beweglich und allmählich steif wird.
Ursache der Kniegelenksarthrose ist vor allem altersbedingte Abnutzung. Erbliche Veranlagungen, also genetische Faktoren, können diesen Prozess noch verschärfen. Des Weiteren begünstigen Fehlstellungen der Beine sowie Übergewicht und Bewegungsmangel die Entstehung einer Gonarthrose. Nicht zuletzt ist sie oftmals auch eine Folge von Verletzungen des Kniegelenks. Denn sie stören seine fein abgestimmte Biomechanik. Um die Degeneration des Gelenkknorpels in Gang zu setzen, genügen bereits kleinste Verletzungen wie Risse.
Totalendoprothese (TEP)
Hierbei wird das Kniegelenk komplett ersetzt, daher die Bezeichnung. Eine TEP kommt bei weit fortgeschrittener und schwerer Kniearthrose zum Einsatz. Die Alternative ist die Schlittenprothese; dazu gleich mehr.
Die heute verwendeten Prothesen sind optimal auf die individuell verschiedene Anatomie der Patienten angepasst. Dabei werden neben den knöchernen Strukturen auch die weichen Anteile wie Sehnen und Bänder im Knie berücksichtigt. So gelingt es, die Funktionsfähigkeit des Kniegelenks mit der TEP wiederherzustellen und dem Patienten eine beschwerdefreie Bewegungsfähigkeit zurückzugeben. Ein weiterer Vorteil der heutigen Prothesensysteme ist, dass sie eine lange Haltbarkeit aufweisen. Eingriffe zum Wechsel sind deshalb nur äußerst selten nötig.
Für den Eingriff nutzen wir innovative Instrumente, sodass nur kleine Hautschnitte erforderlich sind. Nach der OP ist ein rund einwöchiger stationärer Aufenthalt erforderlich. In dieser Zeit wird mit Ihnen täglich eine speziell auf Sie zugeschnittene Physiotherapie durchgeführt. Dabei geht es vor allem auch darum, dass Sie die Bewegung Ihres neuen Gelenks optimal einüben.
Nach Ihrer Entlassung aus der Klinik erfolgt eine Reha-Behandlung; meist über drei bis vier Wochen hinweg. Dank dieser professionellen Nachbehandlung erlangen Sie rasch wieder Ihre Belastbarkeit.
Schlittenprothese
Was ist eine Schlittenprothese? Mit dieser Prothese wird das Kniegelenk nicht komplett ausgetauscht. Ersetzt wird lediglich, was geschädigt ist: nämlich bestimmte Knorpelflächen im Gelenk.
Ihren Namen hat die Schlittenprothese deshalb erhalten, weil sie mit einer Gleitfläche ausgestattet ist. Diese verbindet den Prothesenanteil für den Kopf des Scheinbeins mit der Komponente für den Oberschenkelknochen. Die Gleitfläche ermöglicht es, dass die typischen gleitenden und rollenden Bewegungen des Kniegelenks wieder beschwerdefrei durchgeführt werden können.
Das Einsetzen der Schlittenprothese erfolgt minimal-invasiv über kleine Hautschnitte, ohne dass der Streckapparat von der Kniescheibe entfernt werden muss. Der Eingriff ist mithin sehr schonend für das umliegende Gewebe und deutlich komplikationsärmer als das Einsetzen einer TEP. Auch ist der intraoperative Blutverlust nur gering und die postoperativen Schmerzen sind deutlich geringer. Was weiterhin für Schlitten- statt Totalendoprothese spricht ist, dass die funktionellen Ergebnisse in der Regel besser sind.
Dank des vergleichbar kleinen Eingriffs können Sie bereits am Tag danach aufstehen und Ihr operiertes Knie leicht belasten. Auf die Unterstützung durch Krücken können Sie meist nach drei bis vier Wochen verzichten. Anders als bei der TEP ist auch keine Reha-Behandlung nach dem Einsetzen der Prothese nötig. Somit können Sie mit der Schlittenprothese schnell wieder zu Ihren gewohnten alltäglichen Aktivitäten zurückkehren.
Unsere Devise
Indem die Schlittenprothese auf die Erhaltung des Kniegelenks abzielt und nicht auf dessen Ersatz, hat sie wie beschrieben zahlreiche Vorteile. Entsprechend haben wir uns an unserer Klinik auf diesen teilweisen Gelenkersatz spezialisiert und ziehen ihn der TEP vor – ganz besonders bei aktiven Patienten jüngeren Alters.
Arthroskopische Operationen des vorderen Kreuzbandes (VKB)
Zur Rekonstruktion des hinteren Kreuzbandes kommen meist zwei körpereigene Sehnen vom hinteren Oberschenkel, nämlich die Semitendinosus- und die Gracilis-Sehne, zum Einsatz. Sie werden über einen kleinen Hautschnitt an der Vorderseite des Schienbeins entnommen. Anschließend werden die Sehnen an den Enden mit Fäden verstärkt und in zuvor angelegten Bohrkanälen im Ober- und Unterschenkel eingezogen. Hier befestigt man sie mit Bio-Schrauben und Titanplättchen. Während des Eingriffs können Schäden an Meniskus und Knorpel, falls erforderlich gleich mit behandelt werden.
Revisionseingriffe
Es kann vorkommen, dass sich das Sehnentransplantat lockert – unter anderem durch einen weiteren Riss am VKB oder eine erneute Instabilität im Kniegelenk. Dann werden sogenannte Revisionseingriffe erforderlich. Zu deren Planung sind im Vorfeld umfassende bildgebende Untersuchungen durchzuführen. So lässt sich beispielsweise feststellen, ob die ehemaligen Bohrlöcher noch für die Revision genutzt werden können.
Osteotomie
Bei Fehlstellungen von Knochen haben wir in der Orthopädie die Möglichkeit, diese durch eine sogenannte Osteotomie zu korrigieren – den Knochen also wieder in die anatomisch korrekte Position zu bringen. Dieses Verfahren wird nicht nur am Kniegelenk, sondern unter anderem auch am Hüftgelenk oder am Kiefergelenk durchgeführt.
Der Grund für eine Osteotomie am Kniegelenk sind überwiegend Fehlstellungen der sogenannten Beinachse. Diese sind weithin als O- oder X-Beine bekannt und keineswegs nur optisch problematisch. Weitaus gravierender sind die nachteiligen Effekte auf den Bewegungsapparat. Denn die Achsfehlstellung, also die Krümmung – einerlei, ob in O- oder X-Form – führt zur dauerhaften Überlastung der langen Röhrenknochen. Infolgedessen kann es zu Arthrosen im Kniegelenk kommen, da dieses permanent zu einseitig belastet ist. Möglich sind zudem Meniskusschäden.
Vor allem hochgradig ausgeprägte X- oder O-Beine sollten mithin durch Osteotomien am Kniegelenk korrigiert werden, um dauerhaften Schäden am Gelenk vorzubeugen, beziehungsweise einen bereits bestehenden Verschleiß am Fortschreiten zu hindern.
Zur Planung des Eingriffs führen wir umfassende bildgebende und andere diagnostische Untersuchungen durch. So können wir die zur Korrektur erforderlichen Knochenschnitte präzise im Vorfeld festlegen. Während der Operation durchtrennen wir zunächst das Schienbein über einen Schnitt auf der Innenseite des kniegelenknahen Unterschenkels. Anschließend wird das Schienbein schonend aufgeklappt und in die gewünschte Position gebracht. Den Schnitt im Schienbein sichern wir durch eine spezielle winkelstabile Platte und Schrauben ab.
Der Eingriff ist schonend. Bereits am ersten Tag danach können Sie aufstehen, und nach rund zwei Tagen an Gehstützen laufen. Nach der Operation werden Sie die Krücken dann für etwa vier bis fünf Wochen benötigen.
Meniskuschirurgie
Meniskusoperationen werden heute arthroskopisch in minimal-invasiver Technik durchgeführt. Dabei wird das gesunde Gewebe des Meniskus erhalten. Entfernt werden nur die geschädigten Anteile. Denn diese können die Gelenkflächen angreifen, die Gelenkfunktion stören und so zu Schmerz- und Reizzuständen führen. In speziellen Fällen ist ein Meniskuserhalt mit Meniskusnaht möglich.
Operative Eingriffe bei Patellainstabilität
Bei einer instabilen Patella (Kniescheibe) kommt es fast immer zu einer Ruptur des inneren Kniescheibenhaltebandes, medizinisch mediales patellofemorales Ligament genannt (MPFL). Die Stabilisierung der Patella erfolgt arthroskopisch unter Verwendung einer körpereigenen Beugesehne zum Ersatz des Kniescheibenhaltebandes. Diese Sehne wird in einem minimal-invasiven Eingriff mittels Fadenankern an dem geschädigten Abschnitt des MPFL befestigt. Die Ersatzsehne wächst fest ein und kann so schließlich die Funktion des MPFL übernehmen.
Frakturversorgung
Trümmer- sowie Querfrakturen der Kniescheibe müssen in den meisten Fällen operativ behandelt werden, da der Streckapparat meist vollständig unterbrochen ist. Durch den Eingriff wird eine anatomische Rekonstruktion der geschädigten Strukturen geschaffen.
Zur Frakturversorgung stehen heute verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung.