Leistungsspektrum bei Schulterschäden
Verletzungen der Rotatorenmanschette
Bedingt durch anatomische Lage und hohe Beanspruchung sind die Sehnen der Rotatorenmanschette (RM) anfällig für Schädigungen. Neben Entzündungen kann es zu Verletzungen wie Teilrissen oder kompletten Abrissen kommen. Diese sogenannten Rupturen führen zu teilweise starken Schmerzen in Schulter und Oberarm, die mitunter bis in den Ellenbogen und Unterarm ausstrahlen. Weitere typische Symptome sind eingeschränkte Beweglichkeit und deutliche Kraftminderung am Arm der betroffenen Schulter.
Wie wird eine Rotatorenmanschette behandelt?
Während Entzündungen in der Regel physiotherapeutisch zu behandeln sind, sollten strukturelle Schäden der RM operativ versorgt und so rekonstruiert werden. Diese Eingriffe führen wir minimal-invasiv, also arthroskopisch mit der sogenannten Schlüssellochtechnik durch. Hierfür benötigen wir nur kleine Zugänge für die Gelenkkamera und Spezialinstrumente, was sehr gewebeschonend ist und den Heilungsprozess verkürzt.
Die gerissenen Sehnenanteile werden genäht und mit Hilfe von speziellen Fadenankern und Nahttechniken wieder am Oberarmknochen (Oberarmkopf) befestigt. Je nach Ausmaß der Schädigung kann der Einsatz mehrerer Fadenanker nötig werden, um den Riss komplett zu schließen.
Bei sehr ausgedehnten Defekten oder wenn sich die Sehnenenden bereits zu weit zurückgezogen haben, kann eine Muskeltransferoperation erforderlich werden. Hierbei lenkt man intakte Muskeln um oder versetzt diese, um die Funktion des Schultergelenks zu verbessern und dieses zu stabilisieren. Zum Transfer wird wegen der großen Oberfläche meist Gewebe des breiten Rückenmuskels, Musculus lattisimus dorsi verwendet.
Was muss man nach einer Operation der Rotatorenmanschette beachten?
Die Rekonstruktion der RM ist üblicherweise mit einem stationären Aufenthalt von etwa drei Tagen verbunden. Nach der Operation erhalten Sie zur Stabilisierung der Sehnennaht eine Bandage, welche Sie selbst abnehmen und wieder anlegen können. In den ersten drei Monaten nach dem Eingriff ist zweimal wöchentlich Krankengymnastik erforderlich. Anschließend führen Sie nach etwa zwei Monaten spezielle Bewegungsübungen in eigener Regie durch.
Insgesamt ist die Prognose einer RM-Rekonstruktion sehr gut.
Schulterinstabilität
Die sehr hohe Beweglichkeit und spezielle Anatomie des Schultergelenks bringen das Risiko mit sich, dass es instabil wird. Bei einer anhaltenden Schulterinstabilität kann es zu wiederholten überaus schmerzhaften Luxationen, also Ausrenkungen des Schultergelenks kommen. In solchen Fällen sollte das Schultergelenk operativ stabilisiert werden.
Wie wird eine Schulterinstabilität behandelt?
Der Eingriff zur Stabilisierung erfolgt ambulant oder stationär mit arthroskopischer Schlüssellochtechnik. Dabei werden die abgerissenen oder gedehnten Strukturen wieder am Knochen befestigt und die überdehnte Kapsel des Schultergelenks gestrafft. Dazu verwenden wir in der Regel kleine Nahtanker, an denen Fäden hängen und die sich ähnlich wie Dübel im Schulterblatt fixieren lassen. Bei durch die wiederholten Luxationen entstandenen Knochendefekten an der Gelenkpfanne können Knochenblock-Transfer-Operationen eine gute Lösung sein.
Operation nach Latarjet
Bei der Knochenblock-Transfer-Operation setzen wir an unserer Klinik die Latarjet-Technik ein. Dabei entnehmen wir einen Knochenblock vom sogenannten Rabenschnabelfortsatz der Schulter, dem Processus coracoideus. Dieses Vorgehen nach Latarjet – dem Chirurgen, der diese Methode entwickelt hat – ist sehr anspruchsvoll, jedoch sehr erfolgreich, mit einer geringen Rezidivrate.
Was muss man nach einer Schulteroperation beachten?
Der Arm der operierten Schulter wird nach der OP für vier bis sechs Wochen in einer selbst abnehmbaren Bandage gelagert und die Schulter so ruhiggestellt. Das dient dazu, dass die rekonstruierten Weichteile gut heilen können und eine dauerhafte Stabilität des Schultergelenks erreicht wird.
Zugleich sorgt ein gezieltes krankengymnastisches Training für den Aufbau der Belastungs- und Bewegungsfähigkeit Ihres Schultergelenks. Bereits nach etwa drei bis vier Monaten ist die Beweglichkeit der operierten Schulter dann wieder voll hergestellt.
Schulterarthrose
Mit der Zeit kann sich auch das Schultergelenk abnutzen. Allerdings kommt es hier seltener zum Knorpelverschleiß als etwa am Knie- oder Hüftgelenk. Wie bei anderen Arthrosen auch wird der Knorpel des Schultergelenks sukzessive abgerieben und es entstehen Knochenvorsprünge, die zu den charakteristischen starken Schmerzen führen. Diese treten anfangs bei der Bewegung und im weiteren Verlauf der Schulterarthrose schließlich auch in Ruhe und im Liegen auf. Typischerweise strahlen die Schmerzen von der erkrankten Schulter in den entsprechenden Arm und in den Rücken aus.
Wie wird eine Schulterarthrose behandelt?
In frühen Stadien lassen sich die Beschwerden vielfach noch medikamentös und physiotherapeutisch managen. Doch die Schulterarthrose schreitet in den meisten Fällen stetig weiter fort und oft greifen dann konservative Therapiemaßnahmen nicht mehr. Irgendwann sind die Beschwerden schließlich so stark ausgeprägt, dass ein Ersatz des Schultergelenks erforderlich wird.
Abhängig vom Stadium der Schulterarthrose und der individuellen Verfassung des Patienten sowie dessen Alter setzen wir zwei verschiedene Prothesen zum Ersatz ein: die sogenannte anatomische, auch Total-Endoprothese (TEP) genannt, und die inverse Prothese.
Einerlei welche Prothese eingesetzt wird, beträgt die Dauer des stationären Aufenthalts im Krankenhaus rund eine Woche. In den meisten Fällen wird den Patienten anschließend eine Reha über einige Wochen verordnet.
Anatomische Prothese (TEP)
Beschränkt sich die Arthrose auf das Schultergelenk, kann eine anatomische Prothese die Funktion und Beweglichkeit des Schultergelenks wieder herstellen. Moderne Prothesensysteme können heute gewährleisten, dass eine TEP die individuell unterschiedliche Anatomie des Schultergelenks möglichst exakt widerspiegelt. Die Bezeichnung anatomische Prothese kommt also nicht von ungefähr.
Der Eingriff wird im Sitzen unter Vollnarkose durchgeführt. Über einen offenen Schnitt an der Vorderseite der Schulter können dann die zerstörten Gelenkbereiche entfernt und die Prothese in die Schulterknochen eingesetzt werden.
Nach der OP erhalten Sie eine Armschlinge, die Sie etwa vier Wochen lang tragen müssen. Danach steht Krankengymnastik an, welche die Beweglichkeit und Funktion Ihres neuen Schultergelenks in der Regel binnen sechs bis zwölf Wochen gewährleistet.
Wann kommt die Inverse Prothese zum Einsatz?
Sie kommt zum Einsatz, wenn der Verschleiß neben dem Schultergelenk auch Sehnen der sogenannten Rotatorenmanschette (RM) betrifft. Bei dieser Prothese sind die Positionen von Gelenkpfanne und Gelenkkopf vertauscht, also umgekehrt. Daher die Bezeichnung invers.
Durch eine solche inverse Prothese verlagert sich das Drehmoment des Gelenks nach unten und zur Körpermitte. Was dafür sorgt, dass das Schultergelenk bewegt werden kann, ohne dass dazu die RM zu involvieren ist.
Auch das Einsetzen der inversen Prothese erfolgt in sitzender Position. Über einen minimal-invasiven Eingriff wird der obere Bereich des Oberarmkopfs gekürzt und anschließend die Pfanne des Schultergelenks für das zementfreie Einsetzen der Prothese vorbereitet.
Gleich nach der OP erhalten Sie eine Armschlinge, die Sie etwa vier Wochen tragen sollten.
Anschließend beginnt Ihre Nachbehandlung mit Physiotherapie
Was ist eine AC-Gelenk-Arthrose?
AC-Gelenk steht kurz für Acromio-Clavicula-Gelenk. Es ist die gelenkige Verbindung zwischen dem äußeren Ende des Schlüsselbeins, der Clavicula, und dem oberen Ende des Schulterblatts, der Scapula. Entsprechend wird das AC-Gelenk auch Schultereckgelenk genannt.
Jedes Mal, wenn wir unsere oberen Extremitäten bewegen – und das ist bekanntlich extrem häufig – ist das Schultereckgelenk mit involviert. Es ist mithin enorm wichtig für unsere Bewegungsfähigkeit, damit jedoch auch hohen Belastungen ausgesetzt. Eine Abnutzung des Knorpelüberzugs des AC-Gelenks ist entsprechend häufig.
Mit fortschreitender AC-Arthrose stellt sich ein Belastungsschmerz ein, insbesondere beim Anheben der Arme in die Höhe und über den Kopf. Der Schmerz strahlt oftmals in den Nacken aus und führt zu Spannungskopfschmerzen. Auch das Liegen auf der erkrankten Schulter ist meist schmerzhaft.
Wie wird eine AC-Gelenk-Arthrose behandelt?
Konservative Behandlungen wie unter anderem Physiotherapie führen leider oftmals nicht zum gewünschten Therapieerfolg. Gute Ergebnisse lassen sich hingegen mit einem arthroskopischen Eingriff in das AC-Gelenk erzielen. Dabei tragen wir über kleine Hautschnitte wenige Millimeter des Schlüsselbeins mit winzigen Instrumenten ab. Auf diese Weise geglättet, ist wieder ein schmerzfreies Bewegen der beiden gereizten Gelenkanteile möglich. Beweglichkeit und Stabilität des Schultergelenks werden durch diese Operation nicht beeinträchtigt.
Was muss man nach der Operation einer AC-Gelenk-Arthrose beachten?
Nach der Operation wird der Arm Ihrer operierten Schulter zur Förderung der Wundheilung mit einem Verband für etwa eine Woche ruhiggestellt. Sie führen jedoch sofort ab dem ersten postoperativen Tag krankengymnastische Übungen durch. Zudem erhalten Sie für drei bis vier Wochen entzündungshemmende Medikamente.
Kalkschulter
Wie der Name bereits andeutet, finden sich bei einer Kalkschulter kalkartige Ablagerungen in einer der Sehnen der Rotatorenmanschette (RM). In etwa achtzig Prozent der Fälle ist die Supraspinatus-Sehne davon betroffen.
Die Verkalkungen, deren Auslöser bis heute nicht genau geklärt sind, können zu heftigen, mitunter kaum noch erträglichen Schmerzen in der erkrankten Schulter führen – nicht nur bei Bewegung, sondern sogar in Ruhe und nachts. Die Beschwerden treten oftmals in Phasen auf. So können auf Tage oder Wochen mit starken Symptomen deutlich bessere Zeiten mit weniger Schmerzen und sogar Beschwerdefreiheit folgen.
Wie wird eine Kalkschulter behandelt?
Die Injektion von Schmerzmitteln in die verkalkte Schulter kann eine zwar oftmals deutliche, indessen nur kurze, zeitlich befristete Linderung der Symptome bewirken. Für eine dauerhafte Beschwerdefreiheit empfiehlt sich die operative arthroskopische Entfernung der sogenannten Kalkherde. Dabei suchen wir die Herde im Rahmen einer Arthroskopie des Schultergelenkes unter direkter Sicht auf und entfernen sie mit kleinen Instrumenten. Für dieses minimal-invasive Verfahren sind lediglich zwei kleine Hautschnitte nötig und strukturelle Schäden werden vermieden.
Stoßwellentherapie
Sind die Kalkherde noch nicht zu massiv, kann die sogenannte extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) eine Alternative zur Operation sein. Dabei werden mit einem Ultraschallgerät gezielt energiereiche Stoßwellen auf die betroffene Schulter gerichtet. Der dadurch entstehende Druckimpuls im behandelten Gewebe verstärkt die Durchblutung und fördert die Neubildung von Blutgefäßen. Diese zellulären Reaktionen führen schließlich zur Auflösung der Kalkablagerungen.
Die ESWT zeigt in vielen Fällen gute Therapieerfolge. Sie ist frei von Risiken und wird bei uns ambulant durchgeführt.
Was muss man nach der Operation beachten?
Der Arm Ihrer operierten Schulter wird zur Unterstützung der Wundheilung nach dem Eingriff mit Hilfe eines Verbands für etwa eine Woche ruhiggestellt. Sie können den Arm jedoch jederzeit bewegen – solange dies schmerzfrei bleibt. Um den Heilungsprozess zu beschleunigen, erhalten Sie darüber hinaus entzündungshemmende Medikamente. Zudem bekommen Sie für rund vier Wochen krankengymnastische Übungen verordnet, welche die Beweglichkeit Ihrer Schulter fördern.
Schulterfrakturen
Durch einen Sturz oder bei einem Unfall kann es zu Brüchen im Schulterbereich kommen. Häufig handelt es sich dabei um einen Schlüsselbeinbruch. Typische Anzeichen einer Schulterfraktur sind klar sichtbare Schwellungen in der verletzten Region, Blutergüsse sowie mehr oder minder starke Schmerzen.
Wie werden Schulterfrakturen behandelt?
Einfache Frakturen lassen sich oftmals durch Ruhigstellung und mit stabilisierenden Bandagen zufriedenstellend behandeln. Bei einem sogenannten verschobenen Knochenbruch ist indessen meist ein operativer Eingriff unter Vollnarkose nötig. Im Zuge dessen wird der Bruch eingerichtet, wie man das medizinisch nennt, und mit Platten, Schrauben oder anderen Implantaten stabilisiert.
Was muss man nach der Operation eines Schulterbruchs beachten?
Zur operativen Versorgung Ihres Schulterbruchs müssen Sie in der Regel für einige Tage im Krankenhaus bleiben. Zeitnah nach dem Eingriff können Sie bereits mit Bewegungsübungen starten. Zur Entlastung der Schulter bekommen Sie für einige Zeit eine Schlingenbandage, in der Sie Ihren Arm tragen können.
Impingement-Syndrom
Beim Impingement-Syndrom, auch Schulterengpass-Syndrom genannt, werden die Sehnen der Rotatorenmanschette bei Bewegungen zwischen dem sogenannten Schulterdachknochen und dem Oberarmkopf eingeklemmt. Der dabei entstehende Engpass – daher der Name – verursacht regelmäßig Schmerzen, wenn der Arm ab einem bestimmten Grad abgespreizt wird. Hebt der Patient seinen Arm weiter und bis über den Kopf an, gehen die Schmerzen im Schultergelenk mitunter wieder etwas zurück.
Wie wird das Impingement-Syndrom behandelt?
Treten die Beschwerden nur kurzzeitig auf und sind noch gering ausgeprägt, können sie vielfach durch physiotherapeutische Maßnahmen effektiv gebessert werden. Bei strukturellen Schäden, etwa knöchernen Veränderungen im Schultergelenk, und stärkeren Beschwerden, sollte ein arthroskopischer Eingriff erfolgen. Damit können die strukturellen Auslöser des Impingement-Syndroms gezielt entfernt und mögliche weitere Schäden an der RM ebenfalls behandelt werden.
Was muss man nach der Operation bei einem Impingement-Syndrom beachten?
Nach dem Eingriff muss die Schulter für ein paar Tage ruhiggestellt werden. Danach müssen Sie über sechs bis acht Wochen regelmäßig Krankengymnastik machen.